Warum PVA nützlich beim Karpfenangeln ist
Kaum etwas ist beim Angeln störender, als die Ungewissheit, ob die eigene Montage sauber am Grund liegt. Kraut, Blätter oder ein Ästchen nach dem Einholen am Haken zu haben, kann sehr ernüchternd sein – insbesondere dann, wenn die Montage über Nacht oder sogar länger nicht-fangfähig am Platz lag. Gleiches gilt für verwickelte Rigs. Abhilfe schafft PVA. PVA zum Angeln gibt es in unterschiedlichen Formen – vom dichten Beutel bis zum grobmaschigen Netz. Wir erklären Dir, wie Du es perfekt für Deine Zwecke nutzt und Du zu 100% sicher sein kannst, dass die Montage optimal zu liegen kommt.
Was ist PVA?
PVA ist die Abkürzung für Polyvinyl-Alkohol. Auf den ersten Blick sieht es wie gewöhnlicher Kunststoff aus, doch dieses aus Polymeren und ungesättigtem Alkohol (Ethenol) bestehende Gemisch ist wasserlöslich. Wir können damit den Haken beim Absinken schützen und/oder kleine Futtermengen direkt am Hakenköder platzieren.
PVA weist darüber hinaus folgende Eigenschaften auf:
- Geschmack- und geruchlos
- Ungiftig
- Biokompatibel
- Beständig gegenüber Ölen, Fetten und organischen Lösungsmitteln (Wir Angler können das Material daher in so manchem Liquid tränken oder gesalzene Partikel bedenkenlos einfüllen)
In Abhängigkeit zur Wassertemperatur, zeigt PVA ein abweichendes Auflöseverhalten. Je wärmer das Wasser ist, desto schneller löst es sich restlos auf. Auch bei Regen sollte man aufpassen und die Montage zügig nach draußen befördern oder unter solchen Wettervoraussetzungen auf den Einsatz verzichten.
Netz-/Mesh-Material – Gut zum Werfen
Wenn wir beim Karpfenangeln vom Ufer auswerfen und ein hartes Tock an gespannter Leine erfolgt, gibt uns das schon einmal Vertrauen. Dieses Absinkverhalten bietet aber leider noch keine Gewähr, dass alles reibungslos geklappt hat. Ziehst Du vor dem Auswurf einen PVA-Stick auf das Vorfach, kannst Du jedoch im Prinzip ausschließen, dass etwas schief gegangen ist. Ob Du dabei eine Inline Blei Montage oder ein Safety Bolt Rig verwendest, spielt keine Rolle.
Netzmaterial, im Engl. Jargon auch Mesh genannt, verspricht als kompakter Strumpf gute Wurfeigenschaften. Zuvor müssen wir ihn jedoch in einem Funnel-System nach Wahl selber produzieren. Anbieter derartiger Komplett-Systeme sind hier u.a. Korda, Fox und Nash. Es gibt unterschiedliche Durchmesser (feines Material taugt problemlos für trockenes Grundfutter, Maden u.ä.) sowie bei Bedarf Sorten für warmes und kaltes Wasser.
So machst Du Dir einen PVA-Stick aus Netzmaterial:
1. Fülle Dein Futter nach Wahl in die unten mit einem Überhandknoten verschlossene Röhre. Es sollte nicht zu nass sein, denn dann könnte sich das PVA direkt auflösen. Grundfutter also eventuell noch einige Minuten im Eimer ziehen lassen.
Verwende außerdem keine zu groben Partikel, sofern der Haken später in das Netz hineingezogen werden soll – ansonsten spießt Du womöglich genau dabei etwas auf. Wird das Netz lediglich eingehängt und die Spitze des Hakens bleibt frei, spielen grobe Partikel im Strumpf eine untergeordnete Rolle.
2. Halte nun Deine flache Innenhand vor die untere Öffnung und drücke den zugehörigen Stopfer mit der anderen Hand von oben in das Futter. So wird alles schön komprimiert und übersteht in der Praxis weite Würfe.
Wie viele Futtermittel Du einfüllen möchtest, ist Dir überlassen. Kleine Sticks von nur wenigen Zentimetern sparen auf längere Sicht Geld. Ein nicht unerheblicher Faktor, denn das Netzmaterial ist nicht gerade günstig. Theoretisch kannst Du fast die ganze Vorfachlänge mit einem PVA-Stick versteifen. Durch das zunehmende Gewicht leiden allerdings die Wurfeigenschaften.
3. Reicht Dir die Füllung, kannst Du Deine Hand von der unteren Öffnung wegnehmen und den komprimierten Stick-Mix über den Stopfer nach unten rausdrücken.
4. Ziehe genug Netz von der Röhre, um den Stick mit einem Überhandknoten verschließen zu können.
5. Mache einen einfachen Überhandknoten und schneide den nun fertigen PVA-Stick mit einer Schere ab.
Der Knoten gelingt auf Anhieb zumeist noch nicht so eng anliegend. Das ist aber – je nach Futtermittel – auch nicht schlimm, wenn der Stick im Folgenden auf das Vorfach und auf den Haken gezogen wird. Es hilft, wenn Du den Knoten während des Zuziehens mit dem Daumen oder einem anderen Finger dicht am Futter fixierst.
Fertig ist die PVA-Netz-Montage. Jetzt kannst Du den PVA-Stick entweder auf den Haken aufspießen oder ihn komplett auf das Vorfach ziehen. Letzteres empfiehlt sich, um Würfe mittlerer Distanz zu bewältigen.
Bevor der Stick mit der Ködernadel/Stringer-Nadel aufgezogen wird, gilt es natürlich den Rubber/Tube zwischenzeitlich abzunehmen (falls er oberseitig zum Einsatz kommt).
Nützliche Tipps zum Umgang mit PVA-Netz
Verhindern, dass Boilie-Crush, Haferflocken und andere, grobe Partikel aufgespießt werden…
…Mache dazu einen half’n half PVA-Stick. Fülle ihn zunächst mit unbedenklichem Grundfutter/Deinem Spodmix. Drücke dann von oben die “problematischen” Boiliestücke etc. hinein. Wenn Du den Stick nun mit dem Grundfutter voran auf das Vorfach ziehst, kannst Du problemlos angeln, weil er Haken im Teil mit den feinen Partikeln sitzt.
Verhindern, dass Regen Probleme macht…
…Bereite bei schlechtem Wetter alle PVA-Sticks schon daheim vor und verschließe sie wasserdicht. Ziehe sie am besten sogar schon auf Dein fertig montiertes Vorfach auf, sofern Du mit Boilies oder anderen, trockenen Ködern angelst. Am Wasser solltest Du die Montage im Zelt/unter einem Unterstand vorbereiten. Die letzten Meter zur Uferkante hälst Du die Montage am besten in Körpernähe und beugst Dich schützend über den PVA-Stick. Auf diese Art und Weise ist der Stick nur während des Ausholens und des Wurfs für Sekundenbruchteile der Nässe ausgesetzt – normalerweise hält er das aus, wenn er zuvor trocken gehalten wurde.
Diese Vorgehensweise hat sich bei Nieselregen und leichten Schauern bewährt. Herrscht starker Regen vor, solltest Du den Schauer abwarten oder auf PVA verzichten. Heftige Nässe und PVA vertragen sich einfach nicht – das sägt im Zweifelsfall zu sehr an den Nerven.
PVA-Beutel – Wenn das Kraut besonders dicht ist
PVA-Beutel versprechen für Anfänger den einfacheren Umgang. Sie kommen fertig aus der Tüte und man braucht zur Nutzung lediglich die eigenen Hände. Weil Köder, Haken und Rig bei Bedarf “komplett eingepackt” werden können, lässt sich ein PVA-Sack sogar in’s Kraut werfen. Den Inhalt vernünftig verpackt, sinkt der Beutel durch das Kraut auf die womöglich blanke Fraßstelle darunter ab – effektiver geht es kaum.
Um einen PVA-Beutel oberseitig zu verschließen, kannst Du Deinen eigenen Speichel zur Hilfe nehmen. Befeuchte Deine Finger dazu leicht mit Spucke und verzwirble den Beutel oberseitig. Das gelingt am besten, wenn er zuvor nur zur Hälfe oder 2/3 gefüllt wurde. Dieser Tipp stammt von Matze Koch.
Alternativ lassen sich PVA-Beutel mit PVA-Schnur zubinden.
PVA-Nuggets – Günstig den Haken schützen
Nicht immer ist es gewünscht, am Hakenköder noch etwas Futter zu platzieren. Das kann z.B. der Fall sein, wenn dadurch im Sommer einfach zu schnell Weißfische und kleinere Karpfen zum Hakenköder geleitet werden. Glücklicherweise kannst Du PVA auch Solo für das Ausbringen von Single Hookbaits (ohne Beifutter) nutzen.
In der Nugget-Form schützt PVA Deinen Haken am besten, wenn Du gleich 2 entsprechende Stücke verwendest. Lecke jene jeweils an einer Seite an. Drücke die beiden feuchten Seiten nun zwischen Haken und Haar zusammen. So vorbereitet, hält der Schutz auch Gewaltwürfe aus und löst sich nicht schon beim Aufprall an der Wasseroberfläche. Als Alternative kommt das Einwickeln des Hakens mit PVA-Tape in Frage.
Da spezifische PVA-Nuggets zum Angeln teils (unverschämt) teuer sind, ist Maisstärke oft die bessere Wahl. Maisstärke-Flops werden teils als Verpackungsmaterial verwendet und lösen sich ebenfalls im Wasser auf. Carpleads ist ein Anbieter im Karpfen-Segment, welcher diese Teile als Verpackungsmaterial einsetzet – so kommst Du gratis an den Hakenschutz. Es gibt hier aber sicherlich auch noch weitere Shops.