Selektiv Karpfen in jedem Gewässer überlisten
Partikel werden gerade von ambitionierten Karpfenanglern oft unterschätzt. Eine Erdmandel aus Spanien lässt sich dennoch besonders gut als selektiver Köder einsetzen – die Tigernuss. Tigernüsse zum Angeln zu verwenden, hat diverse Vorteile. Ihr harter Körper hält selbst vor Wollhandkrabben und Schwärmen an Weißfischen lange stand. Das macht sie zu einem idealen Köder im Sommer.
Generell werden Tigernüsse von Karpfen ohne große Scheu oder Gewöhnungsphase genommen. Voraussetzung dafür ist die richtige Zubereitung. Wie Du Tigernüsse am besten vorbereiten kannst und am Rig anbietest, stellen wir Dir nachfolgend vor.
Die Tigernuss – Das hat sie in Sachen Nährwert zu bieten
Tigernüsse bestehen zu weiten Teilen aus Kohlenhydraten – konkret sind es 45 g auf 100 g Gewicht, wovon 16 g Zucker ausmachen. Obwohl der Karpfen auf jene ganzjährig nicht angewiesen ist (Wilson 1994) und sie in der Natur auch gar nicht vorfindet, kann er Kohlenhydrate erstaunlich gut verdauen. Die Verdaulichkeit liegt bei mindestens 60% und beläuft sich unter Idealbedingungen sogar auf bis zu 90% (Praxis-Werte wurden von der Stärke aus Getreide ermittelt).
Im Gegensatz zu anderen Partikeln, verfügt die Tigernuss über vergleichsweise viel Fett. Es sind rund 27 g auf 100 g. Jenes kann der Karpfen gut umsetzen. Gerade im Herbst ist das Fett für den Karpfen von Vorteil, um ein Depot an Winterspeck aufzubauen.
Die Erdmandel hat aber mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick annimmt. So enthält sie u.a. ungesättigte Fettsäuren und das Flavonoid Rutin (sekundärer Pflanzenstoff). Beides ist als gesundheitsfördernd zu betrachten. Zudem sind die Mineralstoffe Kalium, Magnesium, Calcium sowie Phosphor in nennenswerter Menge vorhanden. Weitere Inhaltsstoffe sind Vitamin H und ein gehöriger Anteil Ballaststoffe (mind. 15 g auf 100 g). All das macht den Konsum auch für Menschen interessant und tut dem Karpfen mutmaßlich gut.
Welche Tigernüsse hat die Angelbranche parat?
Klassische Tigernüsse haben einen Durchmesser zwischen 8 und 12 mm. Generell sind kleine Nüsse vergleichsweise preiswert. Sie können wahlweise als Single-Köder oder als “Paket/Kette” gefischt werden. Ich fische die Tigers von CommonBaits.
Große Tigernüsse haben trocken eine Länge von bis zu 40 mm und bieten sich eher als Einzelköder an. XXL-Exemplare tragen oft die Bezeichnung “Jumbo” oder “African XXL”.
Sofern Dir an Abwechslung gelegen ist, empfehlen sich schwarze “Black Tigers” oder geschälte Tigernüsse, welche dann recht hell sind.
Tigernüsse zum Angeln – Richtig zubereiten & fangen
Tigernüsse waren der erste Köder, den ich am Haar angeboten habe. Das mag ungewöhnlich erscheinen und war nur dem Zufall geschuldet, weil ich nach einer unkomplizierten Lösung gegen Krabbenbestand gesucht habe. Ich habe sie im Hochsommer an einem Gewässer gefischt, an welchem die Karpfen weder Boilies, noch Tigers kannten. Die Tigernüsse wurden von den Fischen sofort angenommen und Fänge stellten sich ein. Damit Du möglichst schnell zum Fisch kommst, ist die richtige Vorbereitung unerlässlich.
Um Tigernüsse effektiv vorzubereiten, müssen sie gekocht werden. Karpfenangler setzen dazu in der Regel einen Platten-Kocher mit großem Topf oder einen Einkochautomaten ein.
Du musst die Tigernüsse nicht im Voraus einweichen. Es reicht vollkommen, sie im “Rohzustand” für ca. 30-60 Minuten zu kochen – dabei müssen sie stets mit Wasser bedeckt sein. Nach dem Kochen solltest Du die vorhandene Hitze noch etwas für ein weiteres “Nachziehen” der Partikel nutzen.
Im Anschluss werden die Tigernüsse mitsamt Kochsud in einen geschlossenen Eimer verlagert. Sind sie nicht komplett mit Wasser bedeckt, kippe von extern noch etwas nach. Wie lange Du die Tigernüsse nun ziehen lässt, ist Dir selbst überlassen. Stehen sie an einem kühlen, schattigen Platz, können sie über Monate hinweg einsatzfähig sein.
Ganz wichtig: Je länger Du die Tigernüsse im verschlossenen Eimer mit Wasser lässt, desto saurer werden sie. Die Milchsäurebakterien verarbeiten im Gärprozess nämlich den Zucker und wandeln ihn in Milchsäure um – bis er fast gänzlich verschwindet. Das ist ein enzymatischer Umwandlungsprozess.
Sollen Deine Tigernüsse süß schmecken, kannst Du sie nach dem Abkühlen direkt einbringen. Gerade in einem Mix-Futter mit anderen Partikeln und Boilies haben viele Angler schon damit gute Erfahrungen machen können.
Sollen die Tigernüsse einen besonderen Lock-Effekt ausüben, muss die Milchsäuregärung voranschreiten. Bereits nach 3-7 Tagen ist ein gutes Maß erreicht (Lässt sich durch heiße Sonneneinstrahlung beschleunigen). Optisch ist dies häufig daran zu erkennen, dass die Tigernüsse schleimen. Noch sicherer ist aber das Signal an unseren Riechkolben – es riecht nicht unbedingt dezent und angenehm. Verantwortlich dafür sind Säuren, Alkohole und andere Ferment-Stoffe (Ester), welche auf Karpfen nachweislich eine Lockwirkung haben. Jene sind überwiegend wasserlöslich und damit sehr interessant (z.B. Butyllactat & Ethyllactat).
Die beim Karpfen so angesäuerte Darmflora unterstützt ihn im Übrigen dabei, länger stehende Tigernüsse schneller zu verarbeiten.
Tigernüsse zum Angeln – Schimmel auf dem Wasser?
Wenn sich wenige Tage nach der Zubereitung eine weiße Schicht auf dem Wasser bildet, handelt es sich um sog. Kahmhaut. Diese ist gesundheitlich unbedenklich und kann einfach mit einer Kelle abgeschöpft werden.
Um die Vermehrung einzudämmen, sollte möglichst wenig Sauerstoff in den geschlossenen Eimer gelangen. Weil es dadurch wiederum zu Druck kommt, sollte der Eimer aber nicht gänzlich gefüllt sein – ansonsten kann er nach einer Weile tatsächlich hochgehen und die ganze Pampe landet in der Umgebung.
In der Aquaristik wird Kahmhaut übrigens verhindert, indem das Wasser ständig in Bewegung gehalten wird.
Tigernüsse zum Angeln – Welche Montage macht Sinn?
Tigernüsse können ganz normal am Haar angeboten werden. Weil es unterschiedliche Größen und persönliche Vorlieben gibt, weicht das Angebot teils deutlich voneinander ab. Folgende Montagen haben sich bewährt:
- Tigernüsse als Kette
- Schneemann (Tigernüsse mit Pop-Up-Boilie oder Fake-Food getoppt)
- Ein kleiner/halber Boilie, welcher oberseitig mit einer Tigernuss getoppt wird
- Eine einzelne Nuss am (Slip-)D-Rig
Bei erfahrenen Anglern liegt außerdem die schwerelose Tigernuss im Trend. Sie lässt sich mittels Bait Drill aushölen und im entstehenden Loch mit Kork präparieren. Hier sollte man in der Praxis natürlich erst einmal im Uferbereich/in einem Eimer das Auftriebsverhalten testen. Als ideal wird eine aufliegende, aber eben nichts mehr wiegende Nuss in diesem Zusammenhang betrachtet. Hier steht aber auch flexiblen Tests nichts im Wege. Im Bohr- und Korkdurchmesser passende Sets lassen sich im Handel erwerben.
Tigernüsse zum Angeln – Nicht immer die optimale Wahl
Tigernüsse können als Köder das ganze Jahr über geangelt werden. Schön vergorene Exemplare sind sicher auch im Winter verlockend. Als Futtermittel sollte man sie hingegen nicht in Massen verwenden.
Laut dem Wissenschaftler Kurt Schreckenbach kann ein massiver Konsum von Kohlenhydraten beim Karpfen Organ- und Blutschädigungen hervorrufen. Gerade im Winter ist Vorsicht geboten. Zu dieser Jahreszeit ist es hinsichtlich Verdaulichkeit besser, lösliche Protein-Köder als gezieltes Futtermittel einzusetzen.